Der Vienna Law Students Monitor 2023 von lawyers & more und FV Jus zeigt deutliche Geschlechter-Unterschiede bei erwarteten Einstiegsgehältern und Berufswünschen.
Foto: ©Richard Tanzer
Am 8. November präsentierten die Personalberatung lawyers & more und die Fakultätsvertretung die Ergebnisse des Vienna Law Students Monitor im Presseclub Concordia. Insgesamt langten in der erstmals diesen Oktober durchgeführten Online-Umfrage unter Studierenden der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien 863 Fragebögen ein. 223 Befragte (25,9 %) gaben hier männlich an, 631 (73,1 %) weiblich; 5 Personen „divers“, 4 machten keine Angabe. Die Umsetzung erfolgte durch die »OBSERVER« GmbH in Kooperation mit der Marktforschungs- und Marketingberatung Hasslinger Consulting.
Studienzufriedenheit: Theoretische Tiefe top, Praxisbezug eher mangelhaft
Die Befragten zeigten sich allgemein mit dem Studium überwiegend zufrieden (vierstufige Skala von „1 – sehr zufrieden“, „2 – zufrieden“, „3 – wenig zufrieden“ und „4 – nicht zufrieden“). Die generelle Zufriedenheit mit dem Studium erzielte einen Mittelwert von 2,1 jene mit der theoretischen Tiefe sogar 1,8. Die Zufriedenheit nimmt im Verlauf des Studiums etwas ab. Die Zufriedenheit mit der theoretischen Tiefe im Studium ist dagegen eher konstant. Deutlich schlechter eingeschätzt werden der Praxisbezug und die persönliche Betreuung im Studium, sie erzielten jeweils einen Mittelwert von 2,8.
Florian Laszlo (CEO Observer GmbH) fasste die Ergebnisse zusammen:
Die Ergebnisse spiegeln subjektive Meinungen der Studierenden wider, auch wenn die Realität des Studiums vielleicht eine andere ist. Das ist auch ein Branding-Thema der Universität. Die wichtigste Erwartung an den Arbeitsmarkt lässt sich einfach mit ,RESPECT‘ zusammenfassen – u.a. ein Arbeitsumfeld, wo man auf Augenhöhe akzeptiert wird, eine konstruktive Fehlerkultur und faire Arbeitszeiten herrschen.
Berufswunsch bei Männern Anwalt, bei Frauen Justiz stärker ausgeprägt
Eine zentrale Frage in der Umfrage behandelte das Berufsfeld für die 1. Beschäftigung: „In welcher Branche bzw. welchem Einsatzfeld möchtest du in das Berufsleben einsteigen? Wenn du noch nicht sicher bist, wo am ehesten?“ Am häufigsten wurden hier die „klassischen Berufsfelder“ Anwaltsberuf (39,8 %) und Justiz (21,2 %) genannt. Auf dem 3. Platz folgte Interessenvertretung/NGO/NPO mit 12,9 % vor der Tätigkeit als Unternehmensjurist:in (6,8 %) und der Verwaltung (5,7 %), „anderer juristischer Tätigkeit“ (4,9 %) und dem Notariat (4,3 %). 2,1 % der Befragten streben einen Berufseinstieg in der Wissenschaft an, 1,3 % im Wirtschaftstreuhandwesen und 1,0 % im Consulting. Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich bei der Justiz und „Interessenvertretung/NPO/NGO“ die stärker von Frauen als Wunschberufsfeld zum Einstieg genannt wurde.
Beginnt Gender Pay Gap nach dem Studium mit geringeren Erwartungen?
Ein gutes Drittel der Antwortenden (36,6 %) erwartet ein Einstiegsgehalt monatlich zwischen 2.500 und 2.999 Euro. 15,8 % liegen darunter, 23,3 % erwarten zwischen 3.000 und 3.499 Euro, 11,8 % mehr als 3.500 Euro. Frauen liegen in ihren Erwartungen durchschnittlich unter jenen von Männern. Während 39,3 % hier zwischen 2.500 und 2.999 Euro brutto erwarten, liegen hier 32,3 % ihrer männlichen Kollegen bei einer Erwartung von 3.000 bis 3.4999 Euro.
Als wichtigste Erwartung in den ersten fünf Karriere-Jahren überwiegt die „Perspektive“ (Karriere/Lernen/Aufstiegschancen) mit 49,9 % vor dem „Sinn durch die Tätigkeit erfahren“ mit 22,4 %; die weiteren Elemente sind etwas abgehängt – Gehalt mit 8,2 %, Sicherheit mit 7,1 %, Kultur mit 6,0 % und Flexibilität mit 4,6 %. Männer sind etwas mehr an Perspektive und Gehalt orientiert, Frauen etwas mehr an Sicherheit und Flexibilität.
Die Diskussion wurde von Gernot Rohrhofer (Ressortleiter Bewegtbild, DIE PRESSE) moderiert.
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