Am 01.02.2021 erschien im Westend-Verlag das neueste Werk der Sprachwissenschaftlerin Sabine Schiffer. In dem kritischen Lehrbuch zum Thema Medienanalyse zeigt sie nicht nur Gefahren und Möglichkeiten der Manipulation auf, sondern gibt auch Werkzeuge in die Hand, diesen entsprechend zu begegnen.
Medien nehmen auf unser Leben zunehmend Einfluss. Ob Buch, Fernsehen oder Internet – sie unterhalten und informieren uns. Sie vermitteln uns Wissen und beeinflussen gleichzeitig unsere Vorstellungen von der Welt. Umso wichtiger ist es, Medien zu durchschauen und unseren Medienkonsum kritisch zu hinterfragen.
Das ist der Ansatz von Sabine Schiffers neuestem Werk „MEDIENANALYSE – ein kritisches Lehrbuch“. Zu Beginn geht sie auf die Basis-Qualitätskriterien für objektiven Journalismus ein, die den meisten Medienkonsumenten geläufig sein dürften. Diese liegen in der Beantwortung der klassischen – mittlerweile auf sieben angestiegenen – W-Fragen:
- WER hat WANN WAS getan?
- WO genau, WIE und WARUM? bzw. WEM ist WAS widerfahren?
- Aus WELCHER Quelle stammt diese Information?
MEDIENANALYSE
Hat man die Basis gelegt, gilt es im nächsten Schritt analytisch tiefer zu graben. Dabei will dieses Lehrbuch helfen und neben einer kritischen Einführung Antworten ua. auf folgende Fragen geben:
- Welche Quelle wurde angegeben?
- Wurde die Zwei-Quellen-Regel berücksichtigt?
- Wie ist die Perspektivgebung in diesem Bericht (Framing)?
- Werden durch Bild und Text gezielt Schlüsselreize gesetzt (Priming)?
- Handelt es sich hier um einen geschlechtsstereotypen Bias?
- Liegt eine Bild-Text-Schere vor?
- Welche Kriterien muss eine Studie erfüllen?
- Welche Merkmale weist Kriegs-PR auf?
- Was beinhaltet der Begriff Astroturfing?
Im Anschluss zeigt die Autorin anhand eines SZ-Artikels über das Auslieferungsverfahren gegen Julian Assange, nach welchen Kriterien Text und Bild analysiert werden können.
Medienresonanzanalyse
Auf das Thema Medienresonanzanalyse (MRA) geht das Buch nur am Rande ein. PR-Verantwortliche messen mittels dieser Methode den Erfolg bei der Durchsetzung eigener Themen. Fragen wie „wer wann bestimmte Themen in den öffentlichen Diskurs eingespeist hat, mit welcher Zielsetzung und welchem Einfluss auf die Medien“ können ebenfalls durch eine Medienresonanzanalyse genauestens untersucht werden.
Fazit
In Zeiten von Fake News uä. ist die Fähigkeit, Medien zu durchschauen, eine unerlässliche demokratiepolitische Kompetenz, die Sabine Schiffer stärken und entwickeln hilft. Ältere Themen wie die Sarrazin-Debatte oder Wikileaks fließen genauso ein wie die aktuelle Corona-Kommunikation in Deutschland.
Wer seine Medienkompetenz ausbauen will, um sich eine eigene Meinung bilden zu können, ist bei diesem Lehrwerk gut aufgehoben.
Die Autorin
Sabine Schiffer, geboren 1966, studierte Sprachwissenschaft in Erlangen und entdeckte früh die Semiotik. Sie promovierte zum Islambild in den Medien und gründete 2005 das Institut für Medienverantwortung. Neben der Forderung nach einem systematischen Lehrplan für ein Schulfach Medienbildung setzt sich das IMV für eine kritische Auseinandersetzung mit jeglichen medial konstruierten Debatten ein.
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