Nach dem Einmarsch russischer Streitkräfte in die Ukraine hat die westliche Staatengemeinschaft vor allem mit scharfen wirtschaftlichen und finanziellen Sanktionen reagiert. Doch auch in der PR-Branche formiert sich Widerstand gegen die russische Invasionspolitik. O.VATION gibt einen Überblick über die internationalen Reaktionen aus der Kommunikationswelt.
Von Simon Gebauer
ICCO suspendiert russischen PR-Verband
Der Internationale Dachverband der Kommunikationsagenturen (ICCO) hat dem russischen PR-Verband AKOS mit sofortiger Wirkung und auf unbestimmte Zeit die Mitgliedschaft entzogen. Das gab der Verband am Montag auf seiner Website bekannt. Dem Statement zufolge verstoße die russische Invasion gegen international geltendes Völkerrecht und der russische PR-Verband habe es verabsäumt, sich ausreichend zu distanzieren. ICCO-Präsident Nitin Mantri dazu:
Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. ICCO möchte öffentlich seine Unterstützung für eine große Anzahl russischer Kommunikationsfachleute bekunden, die sich den Maßnahmen ihrer Regierung widersetzen. Dennoch müssen wir jede Organisation, die an der Verbreitung von Fehlinformationen oder der Unterdrückung der freien Meinungsäußerung beteiligt ist, aufs Schärfste verurteilen.“
Mehr dazu: https://iccopr.com/icco-suspends-russian-pr-association-indefinitely/
Britischer PR-Verband ermahnt seine Mitglieder
Die britische Public Relations and Communications Association (PRCA) warnte ihre Mitglieder davor, mit russischen Organisationen zusammenzuarbeiten, die auf der Sanktionsliste der britischen Regierung stehen. Im Falle einer Zuwiderhandlung drohe der Ausschluss aus dem Verband. PRCA Generaldirektor Francis Ingham dazu:
Unsere Mitglieder können unter keinen Umständen Organisationen unterstützen, die auf der Sanktionsliste stehen. Sie sollten auch über die Folgen für ihren eigenen Ruf nachdenken, wenn sie mit anderen Organisationen und Personen zusammenarbeiten, die mit der russischen Regierung in Verbindung stehen. PRCA-Mitglieder auf der ganzen Welt halten Standards und Prinzipien aufrecht, die mit den aktuellen Aktivitäten des Kreml nicht vereinbar sind.“
Mehr dazu: https://news.prca.org.uk/prca-members-must-sever-all-ties-with-the-kremlin/
Polnische Kommunikationsverbände verurteilen Russland aufs Schärfste
In einem offiziellen Statement bezogen die polnische Public Relations Association (PSPR), die Association of Public Relations Agencies (SAPR) sowie die polnische Public Relations Consultancies Association (ZFPR) Stellung. Gemeinsam und einstimmig verurteilen die Verbände die „beispiellose Aktion der internationalen Aggression in Form des Angriffs der Russischen Föderation mit Unterstützung von Belarus auf die freie und unabhängige Ukraine“. In der polnischen PR-Branche arbeiten viele ukrainische Staatsangehörige.
PR-Agenturen beenden Zusammenarbeit mit russischen Kunden
Wie die Financial Times berichtet, haben große PR-Agenturen die Zusammenarbeit mit russischen Firmen beendet. Darunter Branchengrößen wie die PR-Beratung Brunswick, die vergangene Woche die Zusammenarbeit mit Nord Stream 2 einstellte. Einzelne PR-Berater in den USA gehen so weit zu sagen, es gäbe jetzt keine Nuancen mehr und die Zusammenarbeit mit russischen Unternehmen fühle sich toxisch an. Das Branchen-Magazin PRovoke Media nennt mindestens sechs weitere PR-Agenturen aus dem Raum Washington, die als Reaktion auf den Ukrainekrieg mit ihren russischen Kunden gebrochen haben.
Mehr dazu: https://www.ft.com/content/d3b2f81e-7ddb-4078-a96d-1c78ce7fcccd
Und: https://www.provokemedia.com/latest/article/public-affairs-firms-cut-ties-with-russian-companies
Hilfsangebot der PR-Branche an die Ukraine
Laut einem Bericht von PRovoke Media zeigte sich das Ukrainische Außenministerium überwältigt vom internationalen Angebot zur Unterstützung der eigenen Kommunikationsmaßnahmen. Demnach hätten über 150 PR-Agenturen und -Berater ihre direkte Hilfe angeboten.
Der britische PR-Experte Rob Blackie hat gleichzeitig eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen, die dabei helfen soll, die russische Bevölkerung mit unabhängigen Nachrichten zur Situation in der Ukraine zu versorgen.
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